Das geschichtliche Wittislingen
Die Bügelfibel von Wittislingen, 16 Zentimeter groß, 254 Gramm schwer, gefertigt zwischen 600 und 650 n. Chr., ist das bemerkenswerteste Fundstück aus dem Wittislinger Fürstinnengrab. In den vergangenen Jahren erfuhren die Wittislinger Funde erneut besondere Aufmerksamkeit in Fachkreisen. 2021 wurde die Bügelfibel im Rahmen einer zweitägigen Tagung unter der Schirmherrschaft von Bischof Bertram Meier wissenschaftlich beleuchtet. Der Markt Wittislingen war Kooperationspartner dieser Tagung.
Zu einem besonderen Höhepunkt in der jüngeren Geschichte des Marktes Wittislingen kam es am 8. Juli 2022. Frau Dr. Brigitte Haas-Gebhard, Leiterin der Abteilung Mittelalter und Neuzeit in der Archäologischen Staatssammlung in München, präsentiere die Fibel einen Nachmittag lang in der Aula der Schule und hielt abends einen Festvortrag zu den neuesten Erkenntnissen. Mehrere hundert Wittislingerinnen und Wittislinger nahmen an diesem Tag die Gelegenheit wahr, die Fibel vor Ort zu betrachten.
Aktuell sind die Fibel sowie die weiteren Funde Teil der Dauerausstellung der Archäologischen Staatssammlung in München.
Bodenfunde
Bis heute gibt es kein auch nur annähernd vergleichbares Stück zu der Bügelfibel, die bereits 1881 bei Steinbrucharbeiten in Wittislingen am Südrand der Schwäbischen Alb gefunden wurde. Mit einer Länge von fast 16 cm gehört sie zu den größten Exemplaren dieser frühmittelalterlichen Fundgruppe und zu den am reichsten verzierten. Ein besonderes Zeugnis frühmittelalterlicher Schriftlichkeit ist die lateinische Inschrift in Niello (einer schwarzen Metallmasse) auf der Rückseite, die während der Herstellung angebracht wurde. Nach den verwendeten Formulierungen handelt es sich dabei offenbar um die Kopie einer Grabinschrift für eine Frau namens Uffila. Grabinschriften sind im 6. und 7. Jahrhundert nur in Italien, Gallien und im Rheinland üblich, so dass man die ansonsten unbekannte Uffila in einer dieser Regionen ansiedeln darf. Das Schmuckstück zeigt eindringlich die weiten Verbindungen der führenden Schichten des Frühen Mittelalters, denn die Trägerin der Fibel, die man in Wittislingen beigesetzt hatte, war wohl eine Angehörige der Uffila oder dieser auf eine andere Weise eng verbunden. Anders wäre es nicht erklärbar, warum der Goldschmied den Auftrag erhielt, die christliche Grabinschrift auf ein Schmuckstück zu übertragen. Der Stolz des Goldschmiedes über sein Können teilt sich in der für diese Zeit einmaligen Handwerkerinschrift mit: Wigerig hat (die Fibel) gemacht. (Quelle: Archäologische Staatssammlung München)